Ein Nachmittag im Papiliorama

Am Donnerstag, dem 21. Juni 2018, starteten 4 kurzentschlossene und un- ternehmungslustige Spitex-Klientinnen und -Klienten, zwei Pflegerinnen und ein 9-jähriges Mädchen eine Expedition in die Welt der Wunder!

Punkt 13 Uhr holte ich Monika am Stützpunkt an der Herzogstrasse 3 in Langenthal ab. Gut ausgerüstet und vor- bildlich vorbereitet, standen Sanitäts- koffer und eine Tasche mit Getränken und Bechern schon bereit. Avni Jakurti übergab uns freudig ein Couvert mit Geld aus der Spende-Kasse für Eintritt, Kaffee und Kuchen.

Zuerst holten wir die Langenthaler: Frau Margrith Schenk, mit 99 Jahren unsere älteste Klientin, Frau Verena Jaisli, die trotz Schulterverletzung und Schmerzen diesen Ausflug wagte, Herr Gottfried Zürcher, unser «Godi», der bis 3 Stunden vor dem Abholen noch nichts von seinem Glück wusste, und zu guter Letzt unser Sonnenschein Zsofia, die ebenso kurzentschlossen zusagte.

Als die abenteuerlustige Frau Judith Lau- terburg in Lotzwil zu uns stieg, war die 7-köpfige «Crew» beisammen. In der zu- sammengewürfelten Gruppe herrschte freudige Stimmung und Herzlichkeit, die selbst dann nicht getrübt wurde, als ich mit Schrecken feststellte, dass wir die falsche Autobahn genommen hatten und anstelle von Murten in Freiburg landeten. Kein Problem…

Die Karte wurde gezückt, die neue Rou- te gewählt, und mit «Godi» als Co-Pilot fanden wir schliesslich glücklich unseren Bestimmungsort, das Papiliorama in Ker- zers. Niemand ärgerte sich über meinen «Patzer», alle blieben gelassen und sie versicherten mir, trotz der grossen Hitze die Fahrt in dieser schönen Landschaft zu geniessen!

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Frau Judith Lauterburg und Herr Gottfried Zürcher unterhalten und verstehen sich bestens.

Dass der Weg das Ziel ist, wurde mir während dieser Fahrt sehr bewusst. Während ich das Auto zu einem Schat- tenplatz brachte, versorgte Monika alle mit einem guten Schluck Wasser. Der Fussweg bis zum Eingang war ohne Schatten und in der brütenden Hitze eine grosse Herausforderung, die jedoch alle gut meisterten!

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99-jährig und kein wenig müde: Frau Margrit Schenk in Begleitung von Monika Born

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Frau Verena Jaisli

Durch eine Drehtüre gelangten wir dann endlich in die Welt der Tropen, der Schmetterlinge und Wunder! Im Glaskuppel-Komplex des Papilioramas, mit einem Durchmesser von 40 Metern und einer Höhe von 14 Metern, flattern mehr als 1000 Vertreter von 60 Schmet- terlingsarten frei umher. In diesem riesigen Wintergarten wächst ein Tro- penwald mit mehr als 50 Palmen, Bana- nenstauden, Mangroven usw.

Eine besondere Attraktion ist der Schlupfkasten. Da können Besucher den ganzen Lebenszyklus vom Ei über die Puppe bis zum Schmetterling beobach- ten. Die Puppen sind so vielfältig wie die Schmetterlinge, die an Farben und For- menreichtum unübertrefflich sind.

Nachdem sich jeder etwas an das Tro- penklima (heiss und feucht) angepasst hatte, gingen die Erkundungen los. Staunen war in den Gesichtern und grossen Augen erkennbar und liess erahnen, wie berührt jeder auf seine Weise war. So viele Details gab es zu erkunden und zu erforschen, oder man sass einfach ruhig auf einer Bank und träumte in die Stimmung dieser Zau- berwelt hinein.

Nach und nach schwanden die Kräfte und Stärkung und Abkühlung war an- gesagt. Auf der schattigen Terrasse, unter Bäumen und von frischer Luft umfächelt, genossen wir unter der pro- fessionellen Bewirtung von Monika in gemütlicher Runde Tee, Kaffee und Glace. Manche Lebensgeschichte wurde erzählt, es wurde viel geschwatzt und gelacht, und Zsofia genoss die Runde der vielen «Omas».

Noch hatten wir keinen Fuss ins Noc- turama, die Nachtwelt mit den Fleder- mäusen, Spinnen, Insekten und Faul- tieren, gewagt. Doch gut gestärkt und unseren Entdeckerherzen folgend, trau- ten wir uns zu viert (Godi, Frau Lauterburg, Zsofia und ich), in diese mysteriö- se Dämmerwelt einzutreten.

Ein stark ätzender Geruch begrüsste uns, doch beim Anblick des greifbar nahen schlafenden Faultiers trat er schnell in den Hintergrund, und auch unsere Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Gross war unser Entzü- cken, als wir ein auf dem Bauch seiner Mutter schlafendes Jungtier erblickten.

Fledermäuse, eng an unseren Köpfen vor- beifliegend und in Scharen von der Decke hängend, gaben dem Ganzen eine spuki- ge Atmosphäre. Allzu früh kam dann die Ansage: «Liebe Besucher, wir schliessen, bitte begeben Sie sich zum Ausgang.»

ShapeDie Rückfahrt verlief reibungslos. Sogar der befürchtete Stau blieb aus und die Stimmung war immer noch sehr fröh- lich und lebhaft! Meine Befürchtungen, jemanden mit dem Ausflug kräftemäs- sig überfordert zu haben, verflogen im Wind, als mir beim nächsten Wieder- sehen die Frage gestellt wurde: «Wann machen wir wieder einen Ausflug!? Ich bin dabei!» Zsofia war sichtlich beein- druckt von so vielen «Omas», vor allem von ihrer «Rüstigkeit».