Ich bin in einem sinnerfüllten Beruf tätig

«Die Arbeit mit älteren Menschen hat mich persönlich weitergebracht. All die Schicksale und Lebenssituationen sind so vielfältig, kein Leben gleicht dem anderen, es ist nie langweilig und fordert mich immer wieder aufs Neue heraus …»

Als junge Frau habe ich den Beruf als Familienhelferin erlernt. Schon damals hat mich die Arbeit mit älteren Menschen fasziniert. Bei meinem Wiedereinstieg wählte ich jedoch zuerst einen Arbeitsplatz im Altersheim. In zwei verschiedenen Heimen holte ich mir das nötige Rüstzeug und die Pflegeerfahrung. Nach geraumer Zeit suchte ich wieder eine neue Herausforderung und besann mich auf meine «Wurzeln», die Arbeit und Pflege zuhause beim Klienten! Ich fand die- se Herausforderung bei Spitex 60plus. Mein persönliches Pflegeverständnis deckt sich voll und ganz mit dem meiner Arbeitgeber. Ich empfinde es noch heute

«Junge Menschen, die den Pflegeberuf wählen, möchte ich er- mutigen, ‹hinzuhören›, ‹ihre Sinne› offen zu halten, versuchen zu verstehen und vielleicht das eine oder andere mitzunehmen für ihr eigenes Leben …»

als ein Privileg, einen Arbeitsplatz zu haben, mit dem ich mich identifizieren kann.

Es ist spannend, neue Klienten in ihrer ganz individuellen Situation kennenzulernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, eine Basis des Vertrauens aufzubauen und gleichzeitig den Pflegeauftrag auszuführen. Oft sind dies kleine Schritte, die nach geraumer Zeit zu einer ganzheitlichen Pflege ausgedehnt werden können. Auch finde ich es immer wieder faszinierend, wie wenig es braucht, damit eine ältere Person in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben kann. Kontrollierte Medikamenteneinnahme, tägliche Kontrollbesuche, 1–2 Mal duschen pro Woche, und schon sind die Voraussetzungen gegeben. Zu sehen, wie z. B. auch Menschen mit einer Demenz in ihrem eigenen Haus ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen, dabei glücklich und zufrieden sind, gibt mir die Bestätigung, in einem sinnerfüllten Beruf tätig zu sein. Von meiner Seite aus erlebe ich meinen Beruf immer wieder als ein

«Einlassen» auf den Klienten, meine Sinne offen zu haben, zu spüren, was der Klient braucht, ein Gespräch anzuknüpfen, um ihn abzuholen, wo er gerade ist. Wenn dann eine Person sich öffnet, aus ihrem Leben erzählt, lächelt und mich am Ende des Besuchs zur Türe begleitet, sich bedankt, fragt, wann der nächste Besuch ist, ist das der Moment, der mich motiviert, weiterzumachen und die täglichen Herausforderungen anzugehen. Dann gibt es auch die andere Seite unseres Berufs: Notfälle, eine Pflege dauert länger, viel Verkehr auf der Strasse, der Zeitplan gerät durcheinander, zu spät beim nächsten Klienten. Dann heisst es um Verständnis zu bitten und aus der Situation das Beste zu machen. Auch die Zusammenarbeit mit den Angehörigen ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Es ist wichtig, immer ein offenes Ohr zu haben, ihre Anliegen ernst zu nehmen, den Pflegeauftrag so auszuführen wie besprochen und Veränderungen mitzuteilen.

Auch schätze ich sehr, dass ich immer ein offenes Ohr bei meinen Vorgesetzten vorfinde. Ich kann Veränderungen beim Klienten besprechen und gemeinsam werden die nächsten Schritte beschlossen. Eine offene und kommunikative Atmosphäre kommt so dem Wohl des Klienten zugute. Auch die unregelmässigen Arbeitszeiten haben durchaus ihre Vorzüge! Termine wahrzunehmen wird nie zu einem Problem und ein gemütlicher Einkaufsbummel zu Zeiten, in welchen alle anderen arbeiten, ist durchaus entspan- nend! Die Arbeit mit älteren Menschen hat mich persönlich weitergebracht. All die Schicksale und Lebenssituationen sind so vielfältig, kein Leben gleicht dem anderen, es ist nie langweilig und fordert mich immer wieder aufs Neue heraus. Junge Menschen, die den Pflegeberuf wählen, möchte ich ermutigen, «hinzuhören», «ihre Sinne» offen zu halten, versuchen zu ver- stehen und vielleicht das eine oder andere mitzunehmen für ihr eigenes Leben.